Mittwoch, 25. Juli 2018

Wo Schmetterlinge Riesling kosten

Arne Wilken mit dem 1818er.
Leichtigkeit und Unbeschwertheit umfangen mich beim Besuch im VDP.Weingut Baron Knyphausen in Eltville-Erbach. Schon beim Betreten des Hofes fühle ich mich dem Alltag entrückt, fernab aller Hektik, und wähne mich mitten im Rheingau auf einer Insel der Glückseligkeit. Hier wird dem Wein Zeit geschenkt. Und dem Genießer manch köstlicher Moment.

Frederik zu Knyphausen und Kellermeister Arne Wilken empfangen mich im Gutsladen. Gleich sind wir mittendrin im Gespräch. Voller Stolz präsentieren beide mir die neue Weinbar. Ein handwerkliches Highlight. Sie zeigen mir die Bar und berichten von Planung, dem Erbauer, der Größe und dem geplanten Standort. In der neuen Vinothek wird sie zum Einsatz kommen. Gerade finden nämlich etliche Baumaßnahmen auf dem weitläufigen Gelände des Draiser Hofes statt. Große Betriebsamkeit herrscht auf der Baustelle. Frisches Design nicht nur bei der Flaschenausstattung.

Alles wirkt so unaufdringlich. Die neue Vinothek fügt sich mit ihrer Holzfassade wunderbar in die Anlage ein. Und doch ist sie ausgesucht modern. Diese Verbindung zwischen Tradition, davon gibt es reichlich auf dem Draiser Hof, und Zukunft ist hier gelungen. Nicht nur beim Bauen.
Die neue Weinbar für die Vinothek.

Der 42. Mainzer Bischof, Markulf, schenkte 1141 dem noch jungen Kloster Eberbach dieses Gelände. Bereits 1163 entstand hier der erste Weinkeller. 1803 wird der neue Landesherr des Rheingaus, der Herzog von Nassau-Usingen, Eigentümer. 1818 erwirbt Carl Gisbert Wilhelm von Bodelschwingh-Plettenberg das Anwesen. Ein Urahn des ursprünglich aus Friesland kommenden Adelsgeschlechts zu Innhausen und Knyphausen.

Ich schlendere mit Arne durch die Anlage, vorbei an den hauseigenen Weinbergen, Richtung Weinlounge 1141. Mir kommt Carlo Karges in den Sinn. In den Siebzigern schrieb der längst verstorbene Rocker das Lied "Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiß wie Wolken schmecken...". Ruhe und Gelassenheit breiten sich auf dem Draiser Hof in unmittelbarer Rheinlage aus. Ideale Voraussetzung, um auf insgesamt 12 Hektar Wein anzubauen. Seit 2009 pflegt das Weingut den Roten Riesling und seit 2011 den Gemischten Satz im Eltviller Rheinberg mit Gewürztraminer, Silvaner, Elbling, Gelben Orelans, Weißen Heunisch, Roten Riesling und Riesling. Gehaltvolle Weine entstehen aus den nahezu vergessenen Sorten.

Es passiert so einiges im Weingut. Frederik zu Knyphausen führt in achter Generation das Weingut. Gemeinsam mit seinem Kellermeister fokussiert er sich noch mehr auf die Tradition des Weinbaus. Keineswegs langweilig. Im Gegenteil. Bei beiden ist die Freude über ihre Weine zu spüren. Biologischer Anbau, selektive Lese, schonender Ausbau und langes Hefelager bringen kräftige und lagerfähige Weine hervor. Arnes Lieblingswein ist der Charta-Wein. Ohne Frage, opulent und schmelzig, voller Mineralität.

Ich selbst bin sehr vom 1818er angetan. Ein 2017er Riesling feinherb, Gutswein. Präsente Fruchtnoten, frische Säure, hohe Qualität. Für mich ein toller Wein - gerade an den heißen Tagen. Für 8,90 Euro hat man da viel Wein in der Flasche. Das passende Pendant ist der 1141er. Eine trockene Riesling-Alternative.

Den Knyphausens gelingt eine sympathische Verbindung zwischen Weintradition und Lifestyle. Und ich habe noch gar nicht von den Konzerten und Veranstaltungen im Draiser Hof geschrieben. Gerade das Festival Heimspiel Knyphausen, von Liedermacher Gisbert zu Knyphausen kreiert, ist das Open-Air-Festival des Rheingaus - jetzt am Wochenende.

Individualität, Tradition und Verantwortung prägen dieses Weingut, seine Akteure und die Weine. Wenn Schmetterlinge nicht gerade auf der Suche nach Wolken sind, dann findet man sie bestimmt hier.

Mehr Infos unter www.baron-knyphausen.de.