Donnerstag, 31. Mai 2018

Leidenschaftliche Ouvertüre

2015er Schloss Westerhaus Spätburgunder Holzfass trocken
Bei Opel denke ich immer an Wein. Guten Wein. Aus Rheinhessen. Mit Autos habe ich es nicht so. Ein Auto muss fahren, funktionieren, mich möglichst sicher von A nach B bringen. Fertig. Mir sind auch immer diese Autorennen, ein ewiges Fahren im Kreis, fremd geblieben. Eine Vergötterung von Konstruktion, Technik und Maschine.

Pferdekoppeln mit stolzen, kraftvollen Hengsten und Stuten begleiten die schnaufende Auffahrt in meinem 13 Jahre alten Wagen zu Schloss Westerhaus auf dem Westerberg bei Ingelheim am Rhein. Auf dem Plateau angekommen, lohnt ein kurzer Halt an der Kreuzung, nicht nur, weil schwere Traktoren einfach Vorfahrt haben. Es ist der Ausblick, die Weite, die ein Innehalten geradezu fordert. Geradeaus weitere Pferdeweiden, rechts in Sichtweise das berühmte Gestüt Westerberg, links geht es an Bäumen, Wiesen und Pferden vorbei zum Schloss. Ein geschichtsträchtiges Anwesen seit Beginn des 15. Jahrhunderts, erstmals 1408 urkundlich erwähnt. Das größte Hofgut Rheinhessens wurde im Oktober 1900 von Heinrich Opel (damals noch ohne 'von'), einem Sohn des legendären Adam Opel, erworben. Heinrichs Urenkelinnen Aline und Ivonne betreiben heute mit ihren Ehemännern das Gestüt bzw. das Weingut.

Mich interessieren die Weine. Einen Besuch im Gestüt wird sicher keiner meiner Leser erwarten. Ich auf einem Pferd - was wäre das für ein Bild. Und welch Bestrafung für das arme Tier! Nein, es genügt, wenn sich mein fahrbarer Untersatz immer mehr bedenklich zur Fahrerseite neigt.

Später werde ich aus dem Selztal hinauf auf das Schloss blicken. 15 ha gutseigene Weinberge schmiegen sich an den Westerberg, schlängeln sich halbkreisförmig empor und münden geradezu im Schloss. Es sieht alles so einfach, geradezu spielerisch und auch musikalisch aus. Aus dem Tal wirken die Rebstöcke wie Teil eines grandiosen Orchesters. Die Luft atmet die Leidenschaft der Weinmacher um Gräfin Ivonne und Graf Johannes von Schönburg-Glauchau, die dieses VDP-Weingut führen. "Der beste Wein wird im Weinberg gemacht", schreibt Kellermeister Karsten Peter auf der Homepage des Gutes. Klingt logisch und selbstverständlich. Ist es aber in unserer schnellen, hektischen Welt nicht. Neben ungeheurem Respekt vor der Natur hat sich das Weingut etwas sehr Seltenes bewahrt: Zeit.

Nachhaltige und schonende ganzjährige Weinbergspflege, Handlese, intensive Selektion und lange Fassreife bringen einen Wein von einer wirklich angenehmen Fülle und dezenten Kraft hervor. Ich trinke übrigens gerade bei diesen Temperaturen einen ganz leicht gekühlten 2015er Schloss Westerhaus Spätburgunder Holzfass trocken. Dazu höre ich eine wundervolle Ouvertüre von Bach - Suite Nr. 3 in D-Dur. Beides ein wirklicher Genuss.

Auf 35 % der Weinberge von Schloss Westerhaus wird Spätburgunder angebaut. Und ja, dieser Gutswein ist eine Ouvertüre. Ein harmonisches Konzert von Sauerkirsche, Beeren, Tabak, Gewürzen. 16 Monate gelagert und gereift im Stückfass, danach noch sechs Monate Flaschenreife. Jetzt im Verkauf. Für 9,50 Euro die Flasche (0,75 l).  Ein Wein, der mich begeistert. Eine Antwort auf die ewige Frage: Gibt es guten deutschen Rotwein. Ja. Und was für welchen!

Mehr Infos unter www.schloss-westerhaus.de.