Montag, 6. März 2017

Das ist nicht zu Fasten!


Gestern gab es keine sonntägliche Weinempfehlung. Am ersten Fastensonntag! Dabei gehören die Sonntage gar nicht zur Fastenzeit. Die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern beträgt 46 Tage, die Fastenzeit aber nur 40 Tage. Sechs Sonntage in diesen Wochen werden nicht gezählt. Der Sonntag ist eben der Tag des Herrn – ein Festtag. Theresa von Avila formulierte es aus heutiger Sicht etwas salopper: „Wenn fasten, dann fasten, wenn Rebhuhn dann Rebhuhn.“  

Im frühen Christentum gab es schon zwei Fasttage in der Woche – Mittwoch und Freitag. Seit dem zweiten Jahrhundert nach Christus kennen wir eine Fastenzeit vor Ostern, zunächst von ein bis sechs Tagen, später von einer Woche. Der große Athanasius (298 – 373) schreibt von 40 Tagen. Eine Zahl, die wir häufig in der Bibel finden. Nur gelegentlich finden wir etwas über das Fasten im Neuen Testament. Im Gegenteil – Jesus scheint kein Kostverächter gewesen zu sein, die Pharisäer finden drastische Worte dafür (Matthäus, 11,19: „... Dieser Fresser und Säufer, ...“).

Kreative Klöster

Nicht immer stand und steht das Fasten hoch im Kurs. Die Mönche des Mittelalters waren da sehr erfinderisch. Hrabanus Maurus z. B. fand eine ganz reizende theologische Begründung für den Genuss von Hühnern, Fasanen, Enten und Gänsen in der Fastenzeit. Fische und Vögel seien nämlich am gleichen Tag von Gott geschaffen worden, eine Gleichbehandlung daher geboten. Da die Leidenschaften nicht angestachelt würden, war auch für Hildegard von Bingen der Genuss von Geflügel in der Fastenzeit unbedenklich.

Fasten heißt nur eine sättigende Mahlzeit am Tag. Da brauchte es den Brauergeist der Mönche – Fastenzeit, Zeit der Starkbiere. Die machen satt. Auch die Erfindung der Brezel geht auf die Fastenzeit zurück. Für alle, die unter einem Kindheitstrauma – dem Verzicht von Süßigkeiten in der Fastenzeit – leiden, sei gesagt, Papst Pius V. hat bereits 1569 entschieden: „Schokolade bricht das Fasten nicht.“

Weinverzicht muss nicht sein

Die christliche Fastenzeit besteht aus einem Dreiklang: Gebet – Fasten – Opfergabe. Beim Fasten, gemeint ist immer ein leibliches Fasten, geht es im Kern um eine seelische Reinigung, um Besinnung, Reue und Umkehr.

An mehr als 400 Stellen beschäftigt sich die Bibel mit Wein. Wein spielt dort in allen Lebenssituationen eine bedeutende Rolle. Verzicht nicht erforderlich. Der Wein ist ein Lebenswasser für den Menschen, heißt es im Buch Jesus Sirach (31, 25 – 32), allerdings wird dort auch 2000 Jahre vor Knigge das Benehmen bei Tisch vorgegeben – sehr lesenswert, zeitlos zu empfehlen.

An der Mosel gibt es ein Sprichwort: Wer Wein säuft, der sündigt. Wer Wein mit Andacht und Bedacht trinkt, betet. Nächsten Sonntag empfehle ich einen Moselwein.