Gestern
gab es keine sonntägliche Weinempfehlung. Am ersten Fastensonntag!
Dabei gehören die Sonntage gar nicht zur Fastenzeit. Die Zeit
zwischen Aschermittwoch und Ostern beträgt 46 Tage, die Fastenzeit
aber nur 40 Tage. Sechs Sonntage in diesen Wochen werden nicht
gezählt. Der Sonntag ist eben der Tag des Herrn – ein Festtag.
Theresa von Avila
formulierte es aus
heutiger Sicht etwas salopper: „Wenn
fasten, dann fasten, wenn Rebhuhn dann Rebhuhn.“
Im
frühen Christentum gab es schon zwei Fasttage in der Woche –
Mittwoch und Freitag. Seit dem zweiten Jahrhundert nach Christus
kennen wir eine Fastenzeit vor Ostern, zunächst von ein bis sechs
Tagen, später von einer Woche. Der große Athanasius (298 – 373)
schreibt von 40 Tagen. Eine Zahl, die wir häufig in der Bibel
finden. Nur gelegentlich finden wir etwas über das Fasten im Neuen
Testament. Im Gegenteil – Jesus scheint kein Kostverächter gewesen
zu sein, die Pharisäer finden drastische Worte dafür (Matthäus,
11,19: „... Dieser Fresser und Säufer, ...“).
Kreative
Klöster
Nicht
immer stand und steht das Fasten hoch im Kurs. Die Mönche des
Mittelalters waren da sehr erfinderisch. Hrabanus Maurus z. B. fand
eine ganz reizende theologische Begründung für den Genuss von
Hühnern, Fasanen, Enten und Gänsen in der Fastenzeit. Fische und
Vögel seien nämlich am gleichen Tag von Gott geschaffen worden,
eine Gleichbehandlung daher geboten. Da die Leidenschaften nicht
angestachelt würden, war auch für Hildegard von Bingen der Genuss
von Geflügel in der Fastenzeit unbedenklich.
Fasten
heißt nur eine sättigende Mahlzeit am Tag. Da brauchte es den
Brauergeist der Mönche – Fastenzeit, Zeit der Starkbiere. Die
machen satt. Auch die Erfindung der Brezel geht auf die Fastenzeit
zurück. Für alle, die unter einem Kindheitstrauma – dem Verzicht
von Süßigkeiten in der Fastenzeit – leiden, sei gesagt, Papst
Pius V. hat bereits 1569 entschieden: „Schokolade bricht das Fasten
nicht.“
Weinverzicht
muss nicht sein
Die
christliche Fastenzeit besteht aus einem Dreiklang: Gebet – Fasten
– Opfergabe. Beim Fasten, gemeint ist immer ein leibliches Fasten,
geht es im Kern um eine seelische Reinigung, um Besinnung, Reue und
Umkehr.
An
mehr als 400 Stellen beschäftigt sich die Bibel mit Wein. Wein
spielt dort in allen Lebenssituationen eine bedeutende Rolle.
Verzicht nicht erforderlich. Der Wein ist ein Lebenswasser für den
Menschen, heißt es im Buch Jesus Sirach (31, 25 – 32), allerdings
wird dort auch 2000 Jahre vor Knigge das Benehmen bei Tisch vorgegeben
– sehr lesenswert, zeitlos zu empfehlen.
An
der Mosel gibt es ein Sprichwort: Wer Wein säuft, der sündigt. Wer
Wein mit Andacht und Bedacht trinkt, betet. Nächsten Sonntag
empfehle ich einen Moselwein.