René Magritte (1898
– 1967) war Kommunist. Zumindest ist er immer wieder in die
kommunistische Partei Belgiens eingetreten, oft auch wieder
ausgetreten. Ein Suchender. Mit hohem intellektuellen Anspruch.
Natürlich ist er Surrealist. Jene Meister der Malerei des 20.
Jahrhunderts malten Bilder, die an magische Formeln denken lassen.
Uns bekannte Gegenstände verselbstständigen sich in den Gemälden
und verbinden uns mit anderen, neuen Erlebnisräumen. Magritte war
aber mehr. Er war ein malender Philosoph.
Ein französisches
Sprichwort des 19. Jahrhunderts - „Dumm wie ein Maler“ -
manifestierte die Überzeugung, dass die Poesie über der Malerei,
Worte einen höheren Stellenwert als Bilder haben. Diese Hierarchie
passte nicht in die Gedankenwelt von René Magritte. Michel Foucault
formulierte es 1972 nahezu provokant:
„Die
Form steigt wieder auf in den Himmel, aus dem die Komplizenschaft der
Buchstaben mit dem Raum sie zeitweilig herabgeholt hatte: frei von
jeglicher diskursiven Fessel, kann sie zurückkehren zum Schweben in
ihrem ursprünglichen Schweigen."
Für Magritte war
Malerei Philosophie. Seine Bildsprache hat die Objektivität eines
Vokabulars. Alltägliche Gegenstände wie Pfeife, Apfel, Hut, Kerze,
Vorhang und viele andere kommen in immer wieder neuen Arrangements,
Kombinationen und Sinnzusammenhängen in seinen Bildern vor. Seine
Wort-Bilder leben von Gegensatzpaaren, die unsere Wahrnehmung
fundamental infrage stellen. Nahezu unerwartet konfrontiert er uns
mit seinen Zweifeln an der bildhaften Realität. Spannend. Magritte
stellt in seinen Kunstwerken die Frage nach dem Wesen der
Wirklichkeit. Aktueller sind wenige Künstler.
In der Schirn
Kunsthalle Frankfurt wird eine Version seines wohl berühmtesten
Gemäldes aus seiner französischen Zeit gezeigt: La Trahison des
images – Ceci n'est pas une pipe. Der Verrat der Bilder – Das ist
keine Pfeife. René Magritte formulierte es selbst so:
„Ein Bild ist
nicht zu verwechseln mit einer Sache, die man berühren kann. Können
Sie meine Pfeife stopfen? Natürlich nicht! Sie ist nur eine
Darstellung. Hätte ich auf mein Bild geschrieben, es ist eine
Pfeife, so hätte ich gelogen. Das Abbild einer Marmeladenschnitte
ist ganz gewiss nichts Essbares.“
Magritte führt uns
nicht in eine Traumwelt, er will nicht einschläfern. René Magritte
will uns im malerischen Nachdenken über Schönheit, Wirklichkeit und
Kreativität aufwecken. Es ist dieses Denken in Bildern, welches
unsere von uns wahrgenommene Wirklichkeit bildhaft verfremdet und
damit hinterfragt.
Eine Ausstellung,
die zu besuchen lohnt. Mehr Infos unter www.schirn.de
Bildnachweise:
1.
Schirn_Presse_Magritte_La_lampe_philosophique_1936.jpg
René Magritte, La Lampe philosophique, 1936, Öl auf Leinwand, 46
x 55 cm, Privatsammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
René Magritte, La Lampe philosophique, 1936, Öl auf Leinwand, 46
x 55 cm, Privatsammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2016
2.
Schirn_Presse_Magritte_This_Is_Not_A_Pipe_1935.jpg
René Magritte, This is not a pipe, 1935, Öl auf Leinwand, 27 × 41
cm, Privatsammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
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René Magritte, This is not a pipe, 1935, Öl auf Leinwand, 27 × 41
cm, Privatsammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
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