Wein weitet den Geist, öffnet
das Herz, lädt zum friedlichen, fröhlichen und geselligen Leben
ein. Der Schwarze Block vom vergangenen Mittwoch in Frankfurt hat
zumindest keinen Wein getrunken. Mit Sicherheit auch keinen
Apfelwein. Nicht aber, weil sie sich der Fastenzeit verschrieben
haben, sie brauchten einen kühlen und klaren Kopf bei ihren
geplanten, strategisch ausgefeilten Gewaltaktionen.
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Johann Adam von Itzstein |
Vielleicht
wäre Ihnen bei einem Glas Wein die Bedeutung des 18. März für
unsere Geschichte bewusst geworden. Allerdings glaube ich, sie haben
noch nie etwas von Georg Forster, Adam Lux, Kaplan Arensberger,
Philipp Jakob Siebenpfeiffer, Johann Georg August Wirth, Johann Adam
von Itzstein, Joseph Fickler, Johann Philipp Becker,
Louise Otto-Peters, Mathilde Franziska Anneke, Hedwig Dohm und
vielen anderen gehört.
Von
den Gewalttätern in Frankfurt, es waren keine Chaoten, unterscheidet
diese Revolutionäre etwas ganz besonderes: Sie waren die Gestalter
der Mainzer Republik, die am 18. März 1793 ausgerufen wurde,
Organisatoren des Hambacher Festes bzw. wichtige Protagonisten des
Berliner Aufstandes vom 18. März 1848 – all dies mündete in die
deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Sie
standen und stehen mit ihrem Namen und ihrem Gesicht
für den unbedingten Willen zur Veränderung, sie waren
Freiheitskämpfer! Sie nahmen persönliche Einschränkungen und
Repressalien für eine neue Demokratie in Kauf. Und auch die Kämpfer
für die Volkskammerwahl am 18. März 1990 in der ehemaligen DDR
hatten ein hohes, persönliches Risiko zu tragen.
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Tanz um den Freiheitsbaum 1793 |
Ganz
anders am 18. März 2015 in Frankfurt: Vermummte führen ganz
gezielte und ausgesprochen professionell geplante gewalttätige
Attacken durch. Dabei sind bewusst die Gefährdung und Verletzung von
Menschen eingeplant. Nicht anders ist zum Beispiel das Werfen eines
Brandsatzes in ein Polizeiauto mit Insassen zu bewerten. Die
Behinderung von Rettungskräften ist ein weiteres Beispiel für diese
durch nichts zu rechtfertigende Gewalttätigkeit in Frankfurt.
Die
Organisatoren der Demonstration machen es sich zu einfach, wenn Sie
erschrocken sind über das Ausmaß der Gewalt oder darauf verweisen,
dass die Polizei nicht deeskalierend gewirkt habe. Ich will hier
nicht auf die vielen herunterspielenden Aussagen eingehen. Bewegungen
wie Occupy und Blockupy müssen sich nicht nur distanzieren, sie muss
sicherstellen, dass es in keiner Weise eine Verbindung zwischen
berechtigten demokratischen Anliegen und geplanter Gewalttätigkeit
gegen Mensch und Eigentum gibt. Der Hinweis auf Wut rechtfertigt
keine Gewalt! Es gibt für diese Aktionen keine Entschuldigung. Da
sind auch DIE LINKEN und VERDI gefordert.
Wo stehen Occupy und Blockupy?
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Occupy Frankfurt |
Wer
sich die Facebook-Seite von Occupy Frankfurt anschaut, ist über das
Profilbild überrascht. Vermummte fordern: „Besetzt die Welt“.
Ich dachte, das Ziel der ganzen Demonstrationen sei eine Befreiung,
eine Revolution zur Veränderung und Verbesserung von
Lebensbedingungen auf der ganzen Welt. Dieses Profilbild lädt jedoch
jedoch zur Vermutung der Nähe zum schwarzen Block in Frankfurt ein.
Kritik und Demonstration muss sein!
Ja,
so unendlich viele politische Entscheidungen und Maßnahmen sind
kritikwürdig. Es ist nicht hinnehmbar, dass man mit Spekulationen
auf Nahrungsmitteln Geld verdient; dass auf Zinseinkünfte ein
niedriger Steuersatz zu entrichten ist als auf Arbeitseinkünfte;
dass wir einer der größten Waffenlieferanten dieser Welt sind; dass
wir in Europa eine Wirtschafts- und Finanzunion geschaffen haben,
aber keine Sozialunion; dass mit Steuergeldern gerettete Banken heute
wieder ungeheure Boni auszahlen. Es gibt so viele Themen und
Vorgänge, die angegriffen werden müssen. Ja, jetzt, hier und
überall.
Dankbar
bin ich, dass ich in einem Land mit Grund- und Freiheitsrechten lebe,
wo ich all überall diese Kritik äußern und für Veränderungen
eintreten kann; wo Menschen, wie die 150 verletzten Polizeibeamten in
Frankfurt, für meine Freiheitsrechte einstehen. Das ist Demokratie.
Die gilt es zu erhalten und dafür gilt es zu kämpfen. Mit Worten
und Taten. Nicht mit Gewalt!
Übrigens,
im Revolutionsjahr 1793 gab es im Rheingau „einen sehr guten und
starken Wein, aber sehr wenig“, wie wir der Rheingauer Geschichts-
und Wein-Chronik aus dem Jahre 1854 entnehmen können. Im Jahr der
Frankfurter Nationalversammlung 1848 war „der Wein ziemlich gut,
dem 1826er ähnlich.“ Weiter heißt es in der Chronik: „Der
Weinhandel lag in Folge der bewegten Zeiten ganz darnieder, Niemand
wollte kaufen, weil Jeder fürchtete, daß er seines Eigenthums
beraubt würde.“
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Rheingauer Geschichts- und Wein-Chronik 1854 |